Hintergrund
Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) sind eine Gruppe von Krankheiten, die Herz und Blutgefäße betreffen. HKE sind eine globale Gesundheitslast und treten regional unterschiedlich stark auf. Diese regionalen Schwankungen wurden teilweise mit Ernährungsfaktoren in Verbindung gebracht. Diese Faktoren sind von Bedeutung, denn sie können zur Vorbeugung und Behandlung von HKE beiinflusst werden. In diesem Review wurde die Wirksamkeit einer erhöhten Ballaststoffzufuhr als Nahrungsergänzung oder durch Lebensmittel zur Reduzierung von kardiovaskulären Todesfällen, Todesfällen aller Ursachen, Endpunkten ohne Todesfolge (z.B. Herzinfarkte, Schlaganfälle und Angina (Brustenge)), sowie Risikofaktoren bei gesunden Erwachsenen und Erwachsenen mit hohen Risiko für HKE betrachtet.
Studienmerkmale
Wir durchsuchten die wissenschaftlichen Datenbanken nach randomisierten kontrollierten Studien (klinische Studien, in denen Menschen nach dem Zufallsprinzip einer von zwei oder mehr Behandlungen zugeordnet werden), in denen die Wirkungen der Ballaststoffaufnahme bei gesunden Erwachsenen oder Erwachsenen mit hohem Risiko für die Entwicklung von HKE untersucht werden. Wir schlossen keine Menschen ein, die bereits an einer HKE litten (z.B. Herzinfarkte und Schlaganfälle). Die Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2015.
Hauptergebnisse
23 Studien erfüllten unsere Einschlusskriterien. Alle Studien waren über einen kurzen Zeitraum angelegt, die Wirkung der Ballaststoffaufnahme auf Herz-Kreislauf-Ereignisse konnte daher nicht untersucht werden. In allen Studien wurde die Wirkung der Ballaststoffaufnahme auf die Lipidwerte (Lipide sind im Blut befindliche, fettähnliche Stoffe, einschließlich Cholesterin), den Blutdruck oder beides untersucht. Die Meta-Analyse der Studienergebnisse ergab eine durch die erhöhte Ballaststoffzufuhr bedingte Senkung des Gesamtcholesterins und LDL-Cholesterins (auch als „schlechtes“ Cholesterin bezeichnet), sowie des diastolischen Blutdrucks. Es waren keine klaren Muster erkennbar, welche Art von Ballaststoffen verwendet wurden (lösliche oder unlösliche) oder wie die Ballaststoffe aufgenommen wurden (über Nahrungsergänzungsmittel oder Lebensmittel) und in jeder Gruppe gab es nur wenige Studien, so dass die Ergebnisse keine Sicherheit bieten.
Risiko für Bias in den eingeschlossenen Studien
Insgesamt war das Risiko für Bias nicht eindeutig. Für einige Studien wurde das Risiko für Bias als niedrig eingestuft (d.h. die Wahrscheinlichkeit, auf Grund von Bevorzugungen der Teilnehmer oder Forscher die falschen Schlussfolgerungen zu ziehen). Andere Studien wiesen auf Grund einiger Qualitätskriterien ein hohes Risiko für Bias auf. Die Ergebnisse dieses Reviews müssen unter Berücksichtigung dieser Aspekte mit Vorsicht interpretiert werden. Es besteht Bedarf an längerfristig angelegten, gut durchgeführten RCT, um die Wirkungen der Ballaststoffaufnahme auf Herz-Kreislauf-Ereignisse zu ermitteln und die Wirkungen der verschiedenen Ballaststoffarten sowie der Art der Aufnahme einer gesteigerten Ballaststoffzufuhr besser zu verstehen.
I. Noack, freigegeben durch Cochrane Schweiz.