Aus der Ferne durchgeführte (Remote-) psychologische Therapien zur Behandlung von chronischen und wiederkehrenden Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen

Hintergrund

Langanhaltende Schmerzen in der Kindheit treten häufig auf. Kinder und Jugendliche (im Alter von < 18 Jahren) mit langanhaltenden Schmerzen berichten häufig von starken Schmerzen, die ihr Leben negativ beeinflussen. Die Schmerzen können ihre körperliche Funktionsfähigkeit beeinflussen, ihre Fähigkeit zum Schulbesuch einschränken und sie ängstlich und depressiv stimmen. Die häufigsten Formen von chronischen Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen sind Kopfschmerzen, wiederkehrende Bauchschmerzen, Schmerzen im Bereich des Bewegungsapparates und Rückenschmerzen. Üblicherweise werden psychologische Therapien wie kognitive Verhaltenstherapien (z.B. Bewältigungsstrategien, Aktivitätsstimulation) oder Verhaltenstherapien (z.B. Entspannungsübungen) von einem Therapeuten in direktem Beisammensein mit einem Patient oder einer Familie (eine Methode, die häufig als „Face-to-Face“ bezeichnet wird) durchgeführt. Es ist bekannt, dass „Face-to-Face“-Therapien die Stärke von Schmerzen verringern und die körperliche Funktionsfähigkeit von Kindern verbessern können. Technologien (z.B. das Internet, Computerprogramme und Smartphone-Anwendungen) ermöglichen es inzwischen, dass Therapien durchgeführt werden können, bei denen es nicht erforderlich ist, dass der Patient „face-to-face“ mit einem Therapeuten zusammen kommt. Aus der Ferne durchgeführte Therapien (Remote-Therapien) verheißen, Behandlungen einfacher zugänglich zu machen, da sie die Notwendigkeit von Anfahrten nehmen. Außerdem sind sie möglicherweise kostengünstiger.

Wir wollten ermitteln, ob psychologische Remote-Therapien Kindern und Jugendlichen mit chronischen Schmerzen im Vergleich mit Kindern, die auf eine Behandlung warten (Wartelistenkontrolle) oder anders behandelt werden (im Sinne einer aktiven Vergleichsgruppe, z.B. mit Schulungen über langanhaltende Schmerzen), dabei helfen können, weniger Schmerzen zu haben, ihre körperliche Funktionsfähigkeit zu verbessern und weniger Depression- und Angstsymptome zu haben.

Studienmerkmale

Für diese Aktualisierung führten wir die Suche nach Studien bis Mai 2018 durch. Wir fanden 10 Studien mit 697 Kindern und Jugendlichen; vier dieser Studien (326 Teilnehmer) waren für diese Aktualisierung neu. Vier Studien behandelten Kinder mit Kopfschmerzen, eine Studie behandelte Kinder mit juveniler idiopathischer Arthritis (einer rheumatischen Erkrankung), eine behandelte Kinder mit Sichelzellanämie, eine schloss Kinder mit Reizdarmsyndrom ein und drei Studien schlossen gemischte Stichproben an Kindern ein, von denen einige Kopfschmerzen und einige chronische Schmerzzustände hatten. In allen Studien wurde eine kognitive Verhaltenstherapie durchgeführt. Das durchschnittliche Alter der Kinder, die die Behandlungen erhielten, betrug 13 Jahre. Wir betrachteten sechs Endpunkte: Schmerzen, die körperliche Funktionsfähigkeit, Depressionen, Ängste, Nebenwirkungen und die Zufriedenheit mit der Behandlung.

Hauptergebnisse

Wir teilten die schmerzhaften Beschwerdebilder in zwei Gruppen ein und analysierten diese getrennt voneinander. Die erste Gruppe umfasste Kinder mit Kopfschmerzen. Die zweite Gruppe umfasste Kinder mit anderen schmerzhaften Beschwerdebildern (z.B. häufige Bauchschmerzen, Schmerzen des Bewegungsapparats), sogenannte „gemischte chronische Schmerzen“. Die (vor allem über das Internet) durchgeführten psychologischen Remote-Therapien waren hilfreich dabei, die Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen mit Kopfschmerzen zu lindern, wenn dies direkt nach der Behandlung untersucht wurde. Allerdings fanden wir keine nutzbringende Wirkung für diese Kinder bei der weiteren Nachbeobachtung. Wir fanden keine nutzbringende Wirkung von Therapien zu Linderung der Schmerzstärke für Kinder mit anderen Arten von Schmerzen. Außerdem fanden wir keine nutzbringenden Wirkungen von remote durchgeführten Therapien auf die körperliche Funktionsfähigkeit, Depressionen oder Ängste nach Behandlungsende bei Kopfschmerzen und gemischten chronischen Schmerzzuständen. Die Daten zu gemischten chronischen Schmerzzuständen waren jedoch zu begrenzt, um Schlussfolgerungen zu diesen Endpunkten, insbesondere für die weitere Nachbeobachtung, zu formulieren. In den Studien wurde die Zufriedenheit mit der Behandlung berichtet. Diese war generell positiv. Sechs Studien berichtet Nebenwirkungen, die nicht mit dem Erhalt der psychologischen Therapien in Verbindung standen.

Momentan gibt es sehr wenige Studien, die diese Therapien untersuchen. Da diese Ergebnisse auf wenigen Studien mit wenigen Kindern beruhen, sollten sie mit Vorsicht interpretiert werden. Weitere Studien in diesem Bereich werden unsere Ergebnisse wahrscheinlich verändern und möglicherweise zeigen, dass die untersuchten Therapien hilfreich dafür sind, Schmerzen zu lindern und die Funktionsfähigkeit bei Kindern mit langanhaltenden Schmerzen zu verbessern.

Qualität der Evidenz

Wir bewerteten die Qualität der Evidenz aus Studien anhand von vier Kategorien: sehr niedrig, niedrig, moderat oder hoch. Evidenz von sehr niedriger Qualität bedeutet, dass wir uns bezüglich der Ergebnisse sehr unsicher sind. Evidenz von hoher Qualität bedeutet, dass wir großes Vertrauen in die Ergebnisse haben. Wir bewerteten die Qualität der Evidenz als sehr niedrig. Die Herabstufung erfolgte aufgrund von Unterschieden zwischen den Studien und den Untersuchungsmethoden für dieselben Endpunkte, sowie aufgrund von Unterschieden, die in den statistischen Analysen festgestellt wurden. Dies ist jedoch ein wachsendes Feld, und es sind mehr Studien mit mehr Teilnehmern zu kognitiven Verhaltenstherapien und anderen psychologischen Therapien erforderlich, um zu ermitteln, ob Remote-Therapien für junge Menschen mit langanhaltenden Schmerzen hilfreich sind.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

A. Wenzel, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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