Harnsteinleiden ist in der urologischen Praxis häufig zu sehen. Die Symptome umfassen seitliche oder abdominale Schmerzen, die in die Leiste oder die äußeren Genitalien ausstrahlen. Obwohl einige Patienten mit Harnsteinen möglicherweise asymptomatisch bleiben, haben viele Schmerzen und benötigen daher in der Regel medizinische Versorgung. Eine akute Kolikepisode ist die Folge von einem Stein, der in den Harnleiter eintritt und dort periodische Druckanstiege im Nierenbeckenkelchsystem hervorruft. Spontane Steinabgänge werden mit den meisten Steinen auftreten. Das Ziel von diesem Review war es zu untersuchen, ob die medizinische Behandlung mit Alpha-Blockern im Vergleich zu anderen Pharmakotherapien oder Placebo Auswirkungen auf die Steinfreiheitsrate bei erwachsenen Patienten mit Harnleiterstein-Symptomen von weniger als 10 mm hat.
Dieser Review identifizierte 32 Studien und umfasst 5864 Teilnehmer. Die Verwendung von Alpha-Blockern bei Patienten mit Harnsteinen führte zu einer höheren Steinfreiheitsrate und einer kürzeren Zeit bis zum Steinabgang und dadurch zu einer Senkung der Symptomdauer und der Komplikationsrate (Harnwegsinfekte (HWI), Hydronephrose und Beeinträchtigung der Leberfunktionen). Patienten die Alpha-Blocker einnahmen hatten mit höherer Wahrscheinlichkeit unerwünschte Wirkungen (Schwindelgefühl, Herzklopfen, Kopfschmerzen, Rhinitis, retrograde Ejakulation, Müdigkeit und Kraftlosigkeit, Hautreaktionen und arterielle Hypotonie), verglichen mit der Standardtherapie oder einem Placebo. Die meisten unerwünschten Wirkungen waren nicht schwerwiegend und führten nicht zu einem Abbruch der Therapie. Mehrere Studien berichteten über keine unerwünschten Wirkungen, weder in der Behandlungs- noch in der Kontrollgruppe.
Alpha-Blocker können als erste Behandlungslinie bei Patienten mit Harnsteinen berücksichtigt werden.
Die Verwendung von Alpha-Blockern bei Patienten mit Harnleitersteinen führt zu einer höheren Steinfreiheitsrate und einer kürzeren Zeit bis zum Steinabgang. Daher sollten Alpha-Blocker im Rahmen von medikamentösen Expulsionstherapien als eine der primären Behandlungsmodalitäten angeboten werden.
Harnsteinleiden ist einer der häufigsten Gründe für Patienten, eine urologische Praxis aufzusuchen. Die Erkrankung betrifft etwa 5% bis 10% der Bevölkerung. Die jährlichen Kosten für die Versorgung von Urolithiasisfällen haben im Laufe der Jahre stark zugenommen. Die meisten Patienten mit Harnleiterkoliken oder anderen Symptomen benötigen ärztliche Versorgung. Steingröße und -lokalisation sind wichtige Prädiktoren für den Steinabgang. In den meisten Fällen ist die medikamentöse Expulsionstherapie eine geeignete Behandlungsmethode. Die meisten Studien zu diesem Thema wurden mit Alpha-Blockern durchgeführt. Alpha-Blocker können den intra-ureteralen Druck verringern und dadurch die Durchflusskapazität erhöhen, was den Steinabgang beschleunigen könnte. Ein schnellerer Steinabgang verringert die Komplikationsrate sowie die Notwendigkeit für invasive Eingriffe und senkt eventuell die Gesundheitskosten. Eine Studie über die Wirksamkeit von Alpha-Blockern als medikamentöse Expulsionstherapie zur Behandlung von Harnleitersteinleiden ist daher gerechtfertigt.
Dieses Review zielt darauf ab, folgende Frage zu beantworten: Hat die medikamentöse Behandlung mit Alpha-Blockern im Vergleich zu anderen Pharmakotherapieoptionen oder Placebo Auswirkungen (bildgebend kontrolliert) auf die Steinfreiheitsrate bei symptomatischen adulten Patienten mit Harnleiterstein von weniger als 10 mm? Andere klinisch relevante Endpunkte wie Zeit bis zum Steinabgang, Krankenhausaufenthalt, Schmerzen, Schmerzmittelverbrauch und unerwünschte Wirkungen wurden ebenfalls untersucht.
Wir durchsuchten das Cochrane Renal-Group Specialised Register bis 9. Juli 2012 mit Hilfe des Trials Search-Koordinators hinsichtlich relevanter Suchbegriffe zu dem o.g. Thema. Das Register beinhaltet Studien, welche durch speziell entwickelte Suchstrategien, entworfen für CENTRAL, MEDLINE und EMBASE, manuelle Suche von Konferenzbeiträgen sowie dem Durchsuchen der International Clinical Trials Registry Platform (ICTRP) der Weltgesundheitsorganisation (WHO)und Suchen in ClinicalTrials.gov identifiziert wurden.
Es wurden randomisierte kontrollierte Studien (RCT) eingeschlossen, welche Alpha-Blocker mit anderen Pharmakotherapieoptionen oder Placebo für den Steinabgang bei adulten Patienten mit Harnleitersteinleiden miteinander verglichen.
Zwei Autoren bewerteten unabhängig voneinander die Studienqualität und extrahierten Daten. Die gepoolten Effektschätzer wurden unter Verwendung des random-effects model berechnet und die Ergebnisse wurden als Risikoverhältnis (RR) und 95%-Konfidenzintervall (KI) für dichotome Endpunkte sowie als Mittelwertdifferenz (MD) und 95%-KI für kontinuierliche Endpunkte berichtet. Der Reporting bias wurde mit funnel plots untersucht. Subgruppen-Analysen wurden verwendet, um mögliche Quellen der Heterogenität zu untersuchen. In der Sensitivitätsanalyse wurden Studien mit schlechter methodischer Qualität ausgeschlossen.
Zweiunddreißig Studien (5864 Teilnehmer) wurden eingeschlossen. In der Alpha-Blocker-Gruppe waren die Steinfreiheitsraten im Vergleich zur Standardtherapie signifikant höher (RR 1,48, 95% KI 1,33 bis 1,64). Der Steinabgang war mit 2,91 Tagen kürzer unter Verwendung von Alpha-Blockern (MD -2,91, 95% KI -4,00 bis -1,81). Die Verwendung von Alpha-Blockern reduzierte die Anzahl der Schmerzepisoden (MD -0,48, 95% KI -0,94 bis -0,01), die Notwendigkeit der Schmerzmedikation (Diclofenac) (MD -38,17 mg, 95% KI -74,93 bis -1,41) und Krankenhauseinweisung (RR 0,35, 95% KI 0,13 bis 0,97). Im Vergleich zur Standardtherapie (RR 2,74, 95% KI 1,38 bis 5,45) oder Placebo (RR 2,73, 95% KI 1,50 bis 4,96) traten bei Patienten unter Alpha-Blocker-Therapie häufiger unerwünschte Wirkungen auf. Die meisten unerwünschten Wirkungen waren nicht schwerwiegend und führten nicht zum Abbruch der Therapie. Mehrere Studien berichteten keine unerwünschten Wirkungen, weder in der Behandlungs- noch in der Kontrollgruppe.
In 7 von 32 Studien waren Patienten und Ärzte verblindet. In den anderen Studien wurde die Verblindung im Methodenteil nicht beschrieben oder fand nicht statt. Zwei Studien beschrieben unvollständige Daten, und nur eine Studie zeigte eine relativ hohe Zahl von Patienten, die aus der Studie ausstiegen. Diese Aspekte schränken die methodische Stärke der gefundenen Evidenz ein.
S. Schmidt, freigegeben durch Cochrane Deutschland.