Amitriptylin bei Erwachsenen mit neuropathischen Schmerzen

Neuropathische Schmerzen sind Schmerzen, die von beschädigten Nerven verursacht werden und unterschiedliche Namen haben können. Einige der häufigeren sind die schmerzhafte diabetische Neuropathie, postherpetische Neuralgie oder Post-Stroke-Schmerzen. Sie sind anders als die Schmerzsignale, die, ausgehend von beschädigtem Gewebe (zum Beispiel nach einem Fall, einer Schnittverletzung oder bei Kniearthrose) entlang gesunder Nerven weitergeleitet werden. Neuropathische Schmerzen werden mit anderen Medikamenten behandelt als jene, die von verletztem Gewebe stammen. Medikamente wie Ibuprofen oder Paracetamol sind üblicherweise bei neuropathischen Schmerzen nicht wirksam. Medikamente, die manchmal eingesetzt werden, um Depressionen oder Epilepsie zu behandeln, können hingegen sehr wirksam in der Behandlung von neuropathischen Schmerzen sein.

Amitriptylin ist ein Antidepressivum und Antidepressiva werden häufig zur Behandlung von neuropathischen Schmerzen empfohlen. Amitriptylin wird häufig verwendet, um neuropathische Schmerzerkrankungen zu behandeln. Ein früherer Review fand jedoch keine Evidenz von guter Qualität, um dessen Anwendung zu unterstützen. Die meisten Studien waren klein, relativ alt und verwendeten Methoden oder berichteten Ergebnisse, von denen wir heute wissen, dass sie den Nutzen vorteilhafter darstellen, als er ist.

Wir suchten im März 2015 nach neuen Studien an Erwachsenen mit neuropathischen Schmerzen von mindestens moderater Intensität. Wir fanden lediglich zwei zusätzliche kleine Studien die keinerlei Evidenz von hoher Qualität, weder zum Nutzen noch zu Schäden, zur Verfügung stellten. Dies ist enttäuschend, aber wir können trotzdem einige hilfreiche Aussagen zu diesem Medikament machen.

Amitriptylin hat wahrscheinlich keine Wirkung bei neuropathischen Schmerzen, die mit dem humanen Immundefizienz-Virus (HIV) oder Krebsbehandlungen zusammenhängen. Amitriptylin funktioniert wahrscheinlich bei anderen Formen neuropathischer Schmerzen, obwohl wir uns hierbei nicht sicher sein können. Wir schätzen, dass Amitriptylin im Vergleich mit Placebo bei etwa 1 von 4 (25 %) mehr Menschen Schmerzlinderung bewirkt, und etwa 1 von 4 (25 %) mehr Menschen berichten über mindestens ein unerwünschtes Ereignis, das zwar lästig, aber wahrscheinlich nicht schwerwiegend ist. Anhand der verfügbaren Information können wir keinem der Werte vertrauen.

Die wichtigste Nachricht ist, dass Amitriptylin wahrscheinlich sehr gute Schmerzlinderung für einige Menschen mit neuropathischen Schmerzen liefern kann. Allerdings trifft das nur auf eine Minderheit zu, bei den meisten Menschen wird Amitriptylin nicht helfen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

A. Wenzel, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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