Maßnahmen zur Reduktion von Medikationsfehlern bei Erwachsenen in der Primärversorgung

Was ist das Ziel dieses Reviews?

Ziel dieses Cochrane Reviews war herauszufinden, wie Medikationsfehler bei erwachsenen Patienten, die zu Aufnahmen in ein Krankenhaus, zu Besuchen in der Notaufnahme und zum Tod führen, von medizinischem Fachpersonal (Primärversorger), am besten reduziert werden können. Wir wollten herausfinden, ob entweder Maßnahmen, die sich direkt an Fachpersonen im Gesundheitswesen richten (z.B. in Form von Schulungsmaterialien und Erinnerungshilfen zur Arzneimitteldosierung, etc.), organisatorische Veränderungen der Primärversorgung (z.B. veränderte berufliche Rollen, wie etwa Verschreibungen durch Pflegende oder Pharmazeuten etc.) oder strukturelle Maßnahmen, wie etwa die Einführung von Qualitätskontrollen, zu einer Verringerung von Medikationsfehlern durch Primärversorger führen. Wir sammelten und analysierten relevante Studien zur Beantwortung dieser Frage und fanden 30 Studien.

Hauptaussagen

In den 30 Studien (169.969 Teilnehmer) dieses Cochrane Reviews zeigte sich, dass Maßnahmen, die darauf abzielten Medikationsfehler zu verringern, wie etwa Medikamentenreviews durch Pharmazeuten oder Mediziner, vermutlich nur einen kleinen oder keinen Unterschied in Bezug auf die Anzahl der Personen, die ins Krankenhaus aufgenommen werden, die Anzahl der Krankenhausaufnahmen, die Anzahl der Besuche in der Notaufnahme oder Todesfälle ausmachen. Insgesamt zeigte sich, dass der Nutzen für alle im Review dargestellten Maßnahmen unklar ist. Wir fanden keine Studien, die den Kriterien einer strukturellen Maßnahme entsprachen. Die größte Einschränkung dieses Reviews liegt in der geringen Anzahl an Studien zu den jeweiligen Maßnahmen und der niedrigen Vertrauenswürdigkeit der Evidenz.

Was wurde in diesem Review untersucht?

Die Verschreibung von Medikamenten ist für Allgemeinmediziner eines der wichtigsten Werkzeuge in der Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten. Medikationsbedingte unerwünschte Ereignisse können in Form von unerwünschten Arzneimittelwirkungen auftreten (für gewöhnlich nicht vermeidbar) oder aus Medikationsfehlern (für gewöhnlich vermeidbar) entstehen. Wir untersuchten die Wirksamkeit von beruflichen und organisatorischen Maßnahmen im Vergleich zur Standardversorgung in Settings der Primärversorgung (Beispiele für Settings der Primärversorgung sind Hausarztpraxen, Apotheken, Pflegeheime, Kommunen, Ambulanzen und Einrichtungen für Senioren), um vermeidbare Medikationsfehler zu reduzieren, die bei erwachsenen Patienten, die in der Primärversorgung Arzneimittel verschrieben bekommen, zu Krankenhausaufnahmen, Besuchen der Notaufnahme oder Tod führen.

Was sind die Hauptergebnisse des Reviews?

Wir schlossen 30 Studien in unsere Analyse ein. Wir klassifizierten 26 Studien als organisatorische und die verbleibenden vier als berufliche Maßnahmen. Wir fanden keine strukturellen Maßnahmen in unserer Suche. Basierend auf einer moderaten und niedrigen Vertrauenswürdigkeit der Evidenz zeigten die in diesen Cochrane-Review eingeschlossenen Studien, dass Maßnahmen zur Reduktion von vermeidbaren Medikationsfehlern in der Primärversorgung vermutlich nur einen kleinen oder keinen Unterschied auf die Anzahl an Menschen, die in ein Krankenhaus aufgenommen werden oder die Anzahl an Krankenhausaufnahmen, Besuche der Notaufnahme oder Todesfälle ausmachen. Die meisten Studien wurden in Großbritannien (UK) und den USA durchgeführt. Studien aus Ländern mit hohem Einkommen mit benachteiligten Bevölkerungsgruppen sowie Studien aus Ländern mit mittlerem und geringem Einkommen waren unterrepräsentiert. Dies könnte einen Einfluss auf die Übertragbarkeit der Ergebnisse haben.

Vertrauenswürdigkeit der Evidenz

Wir fanden heraus, dass sich die gesamte Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für die beruflichen Maßnahmen erheblich zwischen den berichteten Endpunkten unterscheidet: moderate Vertrauenswürdigkeit für die Anzahl der Krankenhausaufnahmen, hohe Vertrauenswürdigkeit für die Anzahl an Personen, die in ein Krankenhaus aufgenommen wurden, niedrige Vertrauenswürdigkeit für Besuche der Notaufnahme und moderate Vertrauenswürdigkeit für Todesfälle. Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für organisatorische Maßnahmen unterscheidet sich weniger: sehr niedrige Vertrauenswürdigkeit für die Anzahl an Krankenhausaufnahmen, niedrige Vertrauenswürdigkeit für die Anzahl an Personen, die in ein Krankenhaus aufgenommen wurden und sehr niedrige Vertrauenswürdigkeit für Besuche der Notaufnahme und Todesfälle.

Zur Verbesserung der Qualität der Studien sollte hinsichtlich der Auswahl der Studienteilnehmer und angemessener Verblindung der Studienteilnehmer sowie der Endpunktbeurteilung mehr getan werden. Der Abbruch der Studie durch Studienteilnehmer war ein weiteres Problem hinsichtlich der Vertrauenswürdigkeit der Evidenz. Die Finanzierung der eingeschlossenen Studien stammte aus unterschiedlichen Förderquellen und es ist schwer einzuschätzen, ob die Förderung einen Einfluss auf die Ergebnisse der Studien hatte.

Wie aktuell ist dieser Review?

Wir suchten nach Studien, die bis zum 4. Oktober 2016 veröffentlicht wurden.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

V. Neudeck, S. Krutter, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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