Reviewfrage
Sind Antibiotika eine wirksame Behandlung bei toxoplasmose Retinochoroiditis?
Hintergrund
Wenn der Parasit Toxoplasma gondii die Netzhaut (Retina; die lichtempfindliche Schicht im Inneren des Auges) und die Aderhaut (Chorioidea; eine Schicht des Augapfels nahe der Netzhaut) befällt, entsteht eine Toxoplasma bedingte Retinochorioiditis. Eine solche Entzündung kann Narben auf der Netzhaut zurücklassen und dadurch das Sehvermögen beeinträchtigen. Zu den Symptomen gehört ein unangenehmes Gefühl im Auge und Sehverlust. Diese Symptome verschwinden jedoch spontan nach sechs bis acht Wochen. Die Infektion kann immer wieder aufflammen und damit das Risiko für einen dauerhaften Schaden erhöhen. Antibiotika werden manchmal verwendet, um zu versuchen die Entzündung und Narbenbildung zu reduzieren, oder auch langfristig dem Wiederaufflammen der Infektion vorzubeugen. Es ist jedoch unklar, wie gut deren Wirkung ist.
Studienmerkmale
Wir fanden vier Studien mit insgesamt 268 Teilnehmern. Diese Studien wurden in Brasilien, Großbritannien und den USA durchgeführt. Die Evidenz ist auf dem Stand vom 22. Februar 2016.
Hauptergebnisse
Nur eine der vier Studien verglich die Wirkung von Antibiotikabehandlungen über 12 Monate mit einem Placebo bezüglich der Sehschärfe und fand ähnliche Veränderungen in beiden Gruppen. Drei Studien untersuchten die Wirkung von Antibiotika auf die Reduktion der Häufigkeit des Wiederauftretens der Krankheit. Zwei von den drei Studien wurden in Brasilien an Erwachsenen durchgeführt, die mit dem aggressiveren südamerikanischen Parasitenstamm infiziert waren, was ein häufiges Wiederauftreten der Augensymptome verursachen kann. Die Studien aus Brasilien fanden heraus, dass die langfristige Antibiotikagabe über 14 und 12 Monate, entsprechend die Zahl der Wiederauftritte von Retinochoroiditis reduzierte. Die andere Studie konnte keine Wirkung der kurzfristigen (acht Wochen) Behandlung mit Antibiotika nachweisen. Zwei Studien berichteten eine Verbesserung der Entzündungen im Augeninneren in der Antibiotika-Gruppe verglichen mit den unbehandelten Teilnehmern. Eine Studie berichtete keine Veränderungen. Zwei Studien untersuchten Nebenwirkungen der Antibiotikagabe, wie zum Beispiel eine geringere Anzahl weißer Blutkörperchen, Appetitlosigkeit, Ausschlag und andere allergische Reaktionen und fanden nur schwache Evidenz auf ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen durch Antibiotika.
Qualität der Evidenz
Es gab Probleme mit dem Design, der Durchführung und der Analyse bei allen Studien, was die Ergebnisse verzerrt haben könnte. Es gab einen Mangel an Evidenz dafür, ob Antibiotika (kurz- oder langfristig) einem Sehverlust vorbeugen. Mehr Studien im Allgemeinen und solche zu neueren Antibiotika im Speziellen sind nötig.
I. Nolle, freigegeben durch Cochrane Deutschland.